MPA: Ein Beruf mit Herz, Ver­stand und Zu­kunft – auch für Män­ner

In einem Berufsfeld, das fast ausschliesslich von Frauen geprägt ist, hat sich Ermal für einen ungewöhnlichen Weg entschieden: Er wurde Medizinischer Praxisassistent (MPA). Warum? Weil ihn die Arbeit mit Menschen begeistert – und weil er zeigen will, dass auch Männer in diesem Beruf aufblühen können. Seine Geschichte ist inspirierend, ehrlich und macht Mut.

Ermal wusste schon früh, wo es für ihn hingehen soll: in die Medizin. Während gleichaltrige Jungen über Technik oder Handwerk nachdachten, schnupperte er in Apotheken, Altersheimen und Spitälern. Doch eine Freundin seiner Schwester brachte ihn auf die Idee, MPA zu werden – und das liess ihn nicht mehr los.

Ermal

Zwi­schen Vor­ur­tei­len und Rü­cken­wind: Der stei­ni­ge Weg zur Lehr­stel­le

Obwohl Ermal voller Überzeugung war, stiess er in seinem Umfeld auch auf Skepsis. Seine Grossmutter konnte mit seiner Entscheidung zunächst wenig anfangen: «Das ist doch ein Frauenberuf!», meinte sie. Auch seine Lehrerin glaubte nicht an seine Chancen, weniger wegen seines Geschlechts, sondern aufgrund seines Sek-B-Abschlusses.

«In dem Moment, als ich viele Absagen erhalten habe, begann ich an mir zu zweifeln», gesteht Ermal ehrlich. Doch noch am selben Nachmittag kam der Wendepunkt: Die Einladung zum Vorstellungsgespräch bei Sanacare. Und es gab auch positive Stimmen: «Mein Vater hat mich schon immer in einem medizinischen Umfeld gesehen», berichtet Ermal.

«Ich habe bewusst verschiedene Berufe ausprobiert – auch typische Männerberufe wie Sanitär oder Haustechniker. Aber nichts hat mich so begeistert wie die Arbeit in einer Praxis mit direktem Patientenkontakt»

Pra­xi­sall­tag: Viel mehr als nur Blut­druck mes­sen

Trotz intensiver Vorbereitung durch Schnupperlehren war der Einstieg in den Berufsalltag eine neue Welt: Patienten empfangen, Blutentnahmen, EKGs, administrative Aufgaben und Teamarbeit – alles forderte ihn. Besonders spannend fand er von Anfang an die Kombination aus medizinischer Praxis und Organisation. Ermal blüht in seiner Funktion als MPA richtig auf: «Ich liebe den direkten Kontakt mit Menschen. Termine koordinieren, Untersuchungen vorbereiten und im Team arbeiten – das alles macht mir enorm viel Spass!»

Doch nicht alles lief reibungslos. Einige Patientinnen fühlten sich beim EKG anfangs unwohl, wenn ein Mann anwesend war. «Ich habe gelernt, sensibel darauf zu reagieren – und eine Kollegin zu bitten, einzuspringen. Heute weiss ich: Ein gutes Gespür für Menschen ist in diesem Beruf das A und O», erklärt Ermal.

«Sind Sie der Arzt?»

Immer wieder erlebt Ermal, dass Patienten ihn für den behandelnden Arzt halten – nur weil er ein Mann ist. «Das passiert mir regelmässig – auch schon während der Lehre. Viele sind erstaunt, wenn ich mich als MPA vorstelle», erzählt Ermal und muss dabei selbst ein bisschen lachen.

Anfangs war das ungewohnt. Heute nimmt er es mit Humor – und als Zeichen dafür, wie selten Männer in diesem Beruf noch sind. Dabei sollte das Geschlecht keine Rolle spielen, sondern nur das Können.

Durch­beis­sen lohnt sich: Der Stolz nach der Prü­fung

Die Berufsschule war für Ermal eine Herausforderung. Nach einem anstrengenden Arbeitstag noch büffeln? Das war der normale Alltag für ihn. Aber Aufgeben war nie eine Option. Als er seine Lehrabschlussprüfung bestand, war die Freude riesig – bei ihm, im Team und in der Familie. «Das war der schönste Moment meiner ganzen Ausbildung. Ich hatte es geschafft – gegen alle Zweifel», freut sich Ermal auch heute noch.

In einem Team vol­ler Frau­en

Heute arbeitet Ermal weiterhin bei der Sanacare in Zürich Affoltern – in einem Team voller Frauen. Das stört ihn nicht: «Ich fühle mich voll integriert. Aber es wäre schon spannend, wenn wir noch einen weiteren Mann im Team hätten – einfach, um die Dynamik zu erleben», resümiert Ermal.

Er ist überzeugt, dass mehr Männer den Beruf ergreifen sollten. Die Arbeit ist abwechslungsreich, sinnstiftend und menschennah – genau das, was viele Männer sich insgeheim wünschen, aber selten in typischen Männerberufen finden.

Warum sich mehr Män­ner trau­en soll­ten

Dass so wenige Männer MPA werden, könnte laut Ermal an falschen Vorstellungen liegen – und an strukturellen Herausforderungen. «Viele denken, der Beruf sei nur Assistenz. Dabei ist er extrem vielseitig. Und auch die Geduld, die man anfangs braucht, weil man viel zuschauen muss, bevor man selber aktiv arbeiten kann, ist für manche ein Hindernis», erklärt Ermal.

Hinzu kommt der Lohn: «Gerade für Männer, die später vielleicht eine Familie ernähren wollen, ist das ein Thema. Es braucht mehr Weiterbildungsoptionen und echte Aufstiegschancen – so wie es die Sanacare bietet», berichtet Ermal.

Trotz aller Hürden würde er den Weg jederzeit wieder gehen. Er liebt die Verbindung aus Medizin, Menschlichkeit und Organisation – und möchte in Zukunft vielleicht eine Weiterbildung in Richtung Praxisleitung oder Chronic Care Management anpacken.

Ermal ist sich sicher: Er wünscht sich, dass mehr junge Männer den Mut haben, diesen Weg zu gehen. Es ist ein Beruf mit Sinn, mit Entwicklungsmöglichkeiten – und mit echtem Mehrwert für unsere Gesellschaft.