Psychotherapie ist wie Boxen: Mutig geben, aber auch bereit sein, zu empfangen
Sanacare Gruppenpraxen bieten moderne, vernetzte hausärztliche Medizin – und an ausgewählten Standorten sogar mehr: Hier wird auch Psychotherapie angeboten. Sami, Gesamtleiter Psychotherapie, welcher an den Basler Standorten Aeschenvorstadt und Hirzbrunnen tätig ist, zusätzlich extern als Supervisor wirkt und in seiner Freizeit auch gerne als DJ auftritt, erzählt aus seinem Arbeitsalltag und zeigt, wie wertvoll interdisziplinäre Zusammenarbeit ist.
«Schon früh habe ich mich für unterschiedliche Berufsfelder interessiert – von der Archäologie bis hin zu Jura. Doch schnell merkte ich: Was mich wirklich anregt, ist die Arbeit mit Menschen. So fand ich meinen Weg in die Psychotherapie», beginnt Sami zu erzählen. Auf diesem Weg sammelte er vielfältige Erfahrungen: in der ambulanten Kinder- und Jugendpsychologie, bei der Polizei im Bereich Prävention, in einer stationären Suchtabteilung und einer psychiatrischen Privatpraxis. All diese Erfahrungen haben seinen Blick auf die Psychotherapie geschärft, mit welchem er sich in der Sanacare Gruppenpraxis einfand. Dort verbindet er heute seine Leidenschaft für die therapeutische Arbeit mit der Freude an der interdisziplinären Zusammenarbeit.
Zwei Welten mit einem gemeinsamen Ziel

Bildquelle: Marcel Arheit
Besonders bereichernd empfindet Sami den fachlichen Austausch und die enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen Berufsgruppen. «In der ärztlich-medizinischen Arbeit gibt es oft klare Grenzwerte und den Anspruch auf eindeutige Antworten. In der Psychotherapie hingegen stehen uns viele unterschiedliche Ansätze und Sichtweisen offen. Das macht unsere Arbeit vielseitig, manchmal komplex, schliesslich sehr individuell. Entscheidend ist zudem das besondere Vertrauensverhältnis, das wir zu unseren Patientinnen und Patienten aufbauen», erklärt er. Gerade die unterschiedlichen Blickwinkel von Ärztinnen und Ärzten, Praxisassistenten und -assistentinnen sowie Therapeutinnen und Therapeuten machen für ihn den besonderen Reiz der interdisziplinären Arbeit aus.
Vom Kopfschmerz zur Seele: Wenn Symptome mehr erzählen
Um diese interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken, nimmt Sami regelmässig an Teamsitzungen teil und hält für seine Kolleginnen und Kollegen auch Fachvorträge. Im Austausch wächst das gegenseitige Verständnis, wie medizinische und psychotherapeutische Sichtweisen sich ergänzen und so entsteht ein wertvolles Bewusstsein für die Rolle der Psychotherapie im Praxisalltag. «Wenn keine körperliche Ursache gefunden wird, ist es oft hilfreich, die Beschwerden auch aus psychosomatischer Sicht zu betrachten – sei es bei Magen-Darm-Problemen, Kopfschmerzen oder Muskelverspannungen», gibt er Einblick. Den Teamgeist dabei zu spüren ist ihm wichtig: Beispielsweise beim gemeinsamen Mittagessen mit dem Praxisteam. Ihm gibt es zusätzlichen Antrieb, wenn er die psychotherapeutische Behandlung von den Fällen seiner hausärztlichen Kolleginnen und Kollegen übernehmen und vertiefen kann.
Entlastung durch starke Strukturen
Ein weiterer Vorteil: die organisatorische Unterstützung. «Ich habe jederzeit einen Ansprechpartner; sei es bei technischen Fragen oder administrativen Themen. So kann ich mich gut auf meinen Patientenstamm konzentrieren», sagt Sami.
Patienten schätzen Nähe und Orientierung
Auch die Patientinnen und Patienten spüren die Vorteile: Die enge Verbindung von hausärztlicher Medizin und Psychotherapie unter einem Dach vermittelt ihnen Sicherheit, Nähe und Verlässlichkeit. Gleichzeitig befindet sich die Psychotherapie im Wandel. Die Offenheit prominenter Persönlichkeiten aus Kultur, Sport oder Politik für psychische Themen hat das Bewusstsein in der Gesellschaft gestärkt und mehr Sensibilität geschaffen. Dennoch begegnet Sami weiterhin Menschen, die zurückhaltend mit dem Thema umgehen.
Wie Weltgeschehen und Medien unsere Psyche beeinflussen
Besonders das aktuelle Weltgeschehen wirkt sich auf die Wahrnehmung von Psychotherapie und die Nachfrage nach Therapieplätzen aus. «Viele Menschen fühlen sich derzeit unsicher, sei es durch die Entwicklungen des Klimawandels, wirtschaftliche Ereignisse wie den Konkurs der Credit Suisse oder durch globale Konflikte wie den Krieg zwischen Russland und der Ukraine oder den Auseinandersetzungen in Israel und Gaza», erläutert Sami. Hinzu kommt, dass soziale Medien einen einfachen Zugang zu zahlreichen Informationen bieten, was einerseits Orientierung ermöglicht, andererseits aber auch verwirren und überfordern kann. Ein besonders aktuelles Thema sei das Gefühl von Kontrollverlust: «Viele Patientinnen und Patienten berichten über Stress und Überlastung, und das Thema Burnout ist nach wie vor sehr präsent», gewährt Sami Einblick.
KI und neue Generationen
Auch technologische Entwicklungen werden die Psychotherapie nachhaltig prägen. «Ich bin überzeugt, dass das Tempo dieser Veränderungen oft unterschätzt wird und dass in den nächsten fünf Jahren zahlreiche Neuerungen auf die Psychotherapie zukommen werden», sagt Sami. Er glaubt, dass Künstliche Intelligenz künftig eine niedrigere Hemmschwelle für erste Gespräche bieten könnte – gerade für junge Menschen, die ohnehin viel online kommunizieren. «Wichtig ist aber, dass daraus ein Transfer in die echte Welt entsteht, hin zu persönlichen Gesprächen mit menschlichen Therapeutinnen und Therapeuten», ergänzt er.
Mit Solidarität und Nähe den Herausforderungen des Lebens begegnen
Für die kommenden Jahre prognostiziert Sami, dass alltägliche Herausforderungen wie Trennungen, berufliche Überlastung oder die Anforderungen junger Eltern zunehmend an Bedeutung gewinnen werden. «Wir erleben, dass vermeintlich normale Lebenssituationen Menschen stetig schneller sowie schwerer überfordern können», erklärt er. Deshalb setzt er auf eine Atmosphäre von gegenseitiger Unterstützung bei gesund solidarischem Verständnis. «Für die Psychotherapie ist es essenziell, künftig sichtbarer und präsenter zu sein, damit wir den Menschen nahe sind und sie rechtzeitig begleiten sowie behandeln können», schliesst Sami ab.